„…ich war froh über unseren Supervisionstermin heute. Sonst hätte ich einfach weiter gemacht.“

Vielleicht kennen Sie das: Ihr Tag ist gut gefüllt, Sie arbeiten Ihre Aufgaben ab. Doch es bleibt ein Unbehagen: Ist das, was ich tue sinnvoll? Wirksam? Bin ich zufrieden?

Wie gut, wenn Sie dann eh einen Supervisionstermin vereinbart haben. Sie unterbrechen sich, halten inne, gehen ihren Fragen nach. Was möchte ich tun, was lassen? Wiederholen sich Muster und Dynamiken, die ich, bei Lichte betrachtet, nicht (mehr) möchte? Was werde ich verändern?

Das ist die eine Blickrichtung. In Supervision und Coaching schauen wir noch in andere Richtungen. Wir überlegen, ob sich ihr routiniertes Weitermachen und ihr Unbehagen in Ihrem Arbeitsauftrag und Ihrer Organisation – vielleicht gut versteckt – widerspiegeln. Wie wichtig, das zu verstehen!

Zurück zum Beispiel: Die Supervisandin arbeitet mit Frauen in prekären Lebenssituationen. Spüren die Frauen vielleicht ein ähnliches Unbehagen? Machen sie auch „einfach“ weiter? Aus gutem Grund? Welche Fantasien und Hypothesen entstehen? Und: Was folgt aus dieser Einfühlung und den Erkenntnissen für die Arbeit mit den Frauen, für die Angebote? Sind vielleicht die Gespräche mit den Frauen, die sich immer wieder ergeben, wie zufällig, wichtiger als bislang erachtet? Der Blick auf die Organisation macht das Unbehagen bezogen auf das Weitermachen noch verstehbarer. Die Organisation steht vor großen Veränderungen, die Gründungsdirektorin kurz vor ihrer Berentung (oder auch nicht), die Zielgruppe ist mit ihr älter geworden, der größte Finanzgeber hat das Ende der Finanzierung angekündigt, da er seine Schwerpunktsetzung verändern wird. Mit anderen Worten: Die Organisation ist in die Jahre gekommen. Das Ende von „weiter wie bisher“ ist absehbar. Veränderungsprozesse stehen an. Das löst Unbehagen aus.  

Wie gut, dass der Termin eh im Kalender stand.